Etwa zur gleichen Zeit, als die alte kurpfälzische Hofsternwarte von
Mannheim nach Karlsruhe übersiedelte, begann um 1880 in der Heidelberger
Märzgasse Max Wolf mit dem Bau einer Privatsternwarte. Diese bestand aus
einem etwa zwölf Meter hohen Turm mit einer Drehkuppel von fünf Meter
Durchmesser, der auch heute noch zu sehen ist. Damals befanden sich darin ein
Linsenfernrohr und zwei sechszöllige Astrokameras, mit denen Wolf 1884
seinen ersten Kometen und 1891 den berühmten Nordamerikanebel im Sternbild
Schwan entdeckte. Auf den engagierten jungen Heidelberger Professor
aufmerksam geworden, finanzierte ihm der naturwissenschaftlich interessierte
Großherzog Friedrich I. von Baden zunächst eine Studienreise nach
Amerika und England, bevor die Pläne zum Bau eines großen,
astrophysikalischen Observatoriums reifen konnten. Nachdem zunächst der
niedrigere Gaisberg favorisiert worden war, entstand ab 1896 die neue
``Bergsternwarte'' auf dem Königstuhl, die am 20. Juni 1898 durch den
Großherzog persönlich eingeweiht wurde.
Das Observatorium gehörte damals zu den modernsten astronomischen
Forschungseinrichtungen der Welt. Dies war insbesondere den innovativen,
leistungsfähigen Instrumenten zu verdanken, die Wolf aus seinem
Privatbesitz als Grundausstattung in die Sternwarte einbrachte. Während der
Bau der Gebäude aus staatlichen Mitteln finanziert worden war, wurden neue
Instrumente fast alle durch private Stiftungen beschafft.
Mit den neuen Instrumenten und Methoden gelangen Max Wolf und seinen
Mitarbeitern viele epochale Entdeckungen. 1909 wurde mit dem Waltz-Reflektor
der Halleysche Komet wiederentdeckt. Es folgten Entdeckungen veränderlicher
Sterne, Studien über die Schweifstruktur von Kometen, Untersuchungen zur
Struktur der Milchstraße und die photographische Dokumentation und
Beschreibung von fast 6000 Gasnebeln, die in den ``Königstuhl-Nebellisten''
ihren wissenschaftlichen Niederschlag fanden.
Eines der Hauptarbeitsgebiete der Sternwarte war
bis in die fünfziger Jahre die Suche nach neuen Kleinen Planeten. Allein
Max Wolf fand 246 dieser Objekte. Eines davon trägt zu Ehren seiner
Heimatstadt den Namen ``Heidelberga''. Mit fast 1000 Planetenentdeckungen steht
die Landessternwarte bis heute noch weltweit an erster Stelle.
Der Privatmann Max Wolf lebte bescheiden und anspruchslos und ging
Ehrungen möglichst aus dem Weg. Trotzdem war der Wissenschaftler u.a.
Inhaber der Goldmedaillen der Pariser Weltausstellung von 1900 und der von
St. Louis im Jahre 1904, der Goldkette der Britischen Royal Astronomical
Society von 1914, Ehrenmitglied zahlreicher ausländischer
wissenschaftlicher Akademien, Träger der Bruce-Medaille und Heidelberger
Ehrenbürger.
In den Morgenstunden des 3. Oktober 1932 verstarb Max Wolf in seinem Haus
auf dem Königstuhl. Sein Grab liegt versteckt an einem der
höchstgelegenen Plätze des Heidelberger Bergfriedhofs - nahe dem Himmel,
dessen Geheimnisse er zeitlebens erforschte...