Humboldt-Forschungspreis für Astrophysiker Timothy C. Beers von der Michigan State University (USA)
Prof. Beers ist ein international führender Experte für die Erforschung der ältesten Sterne der Milchstraße. Gemeinsam mit Prof. Norbert Christlieb wird er in den Sommern der nächsten vier Jahre an der Landessternwarte Königstuhl (LSW) die Suche nach dem Mysterium ihrer Entstehung vorantreiben.
Prof. Timothy C. Beers ist University Distinguished Professor für Astronomie an der Michigan State University (East Lansing, USA). Er zeichnet sich nicht nur durch seinen Spürsinn für wissenschaftlich spannende Themen und seine herausragenden Forschungen aus, sondern auch durch sein Engagement für die Ausbildung junger Wissenschaftler und die Vermittlung astronomischen Wissens in der Öffentlichkeit. Beers ist weltweit die führende Persönlichkeit bei der Suche nach den ältesten Sternen in der Milchstraße, und der Bestimmung ihrer chemischen Zusammensetzung.
Die Verleihung des Humboldt-Foschungspreises an Beers geht auf die Initiative von Prof. Norbert Christlieb zurück. Christlieb arbeitet an der Landessternwarte Königstuhl (LSW), einem der drei Institute des Zentrums für Astronomie der Universität Heidelberg (ZAH), an ähnlichen Fragestellungen. Mit dem Humboldt-Preis werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für ihr bisheriges Gesamtschaffen ausgezeichnet, deren grundlegende Entdeckungen, Erkenntnisse oder neue Theorien das eigene Fachgebiet nachhaltig geprägt haben und von denen auch in der Zukunft weitere Spitzenleistungen erwartet werden können. Die Preisträger sind eingeladen, selbst gewählte Forschungsvorhaben in Deutschland in Kooperation mit Fachkollegen für einen Gesamtzeitraum von bis zu einem Jahr durchzuführen. Der Aufenthalt kann zeitlich aufgeteilt werden.
Ursprünglich bestand die Materie des Universum und seine ersten Sterne fast ausschließlich aus den leichten Elementen Wasserstoff und Helium. Alle schwereren Element wie z.B. Eisen wurde im Inneren dieser Sterne und bei sogenannten Supernovaexplosionen durch Kernfusion erzeugt und dem interstellaren Medium beigemengt. Der Anteil schwerer Elemente im Universum wuchs somit von Sterngeneration zu Sterngeneration beständig an.
Da die Sterne der ersten Generation nach dem Urknall vermutlich alle sehr massereich waren und daher nur eine kurze Lebensdauer hatten, sind sie heute - 13.5 Milliarden Jahren nach dem Urknall - höchstwahrscheinlich alle ausgestorben. Jedoch verraten uns alte Sterne mit einem äußerst geringen Gehalt an schweren Elementen viel über die Bedingungen, die vor Milliarden von Jahren im Kosmos geherrscht haben müssen. Die Suche nach diesen Sternen gleicht der berühmten Suche nach der "Stecknadel im Heuhaufen".
Beers hat im Rahmen seiner Forschungen mit Hilfe ausgeklügelter Methoden jedoch mehr als 2000 Sterne identifiziert, die weniger als ein Prozent des solaren Gehalts an schweren Elementen haben. Bei einigen dieser Sterne entdeckte er in ihren Spektren Absorptionslinien der Elemente Thorium und Uran, wodurch erstmals eine Altersbestimmung aufgrund des radioaktiven Zerfalls dieser Elemente möglich wurde. Die Suche nach metallarmen Sternen führten ihn zur Konzeption und Durchführung eines der aufwändigsten Suchprojekte in der Geschichte der Astronomie.
Zusammen mit Prof. Christlieb wird sich Prof. Beers in den nächsten vier Jahren einer Reihe fundamentaler Fragen der Astronomie widmen, z.B. den Vorgängen während des Urknalls, der Eigenschaften der ersten Sterne im Universum, der Produktion schwerer Elemente bei Supernovaexplosionen oder der Entstehung unserer Milchstraße und ihrer Wechselwirkung mit ihren kleineren Nachbargalaxien. Beers wird hierzu jedes Jahr rund drei Monate an der Landesternwarte Königstuhl (LSW) verbringen.