Der Sternhimmel im November


Dr. Cecilia Scorza de Appl

Landessternwarte (ZAH), Ruprecht-Karls-Universität

und Dr. Uwe Reichert

Redaktion „Sterne und Weltraum“,

Max-Planck-Institut für Astronomie Heidelberg



1. Himmelsüberblick

Kurz nach Einbruch der Dämmerung ist der gestirnte Himmel von den Herbststernbildern Cassiopeia (das “Himmels-W”), Cepheus, Andromeda, Pegasus, Perseus, Cetus, den Fischen und dem Widder geprägt. Den Hauptorientierungspunkt bietet das Pegasusquadrat, das aus den vier hellsten Sternen des Sternbilds Pegasus besteht. Die Sternenkette der Andromeda steht hoch am Himmel. Die Andromeda-Galaxie, unsere Nachbargalaxie in rund zweieinhalb Millionen Lichtjahren Entfernung, steht recht zenitnah in diesem Sternbild und kann bei klarem Himmel mit bloßem Auge wahrgenommen werden. Südlich von Andromeda erstreckt sich das Sternbild Fische. Da sich dieses Sternbild aus lauter sehr schwachen Sternen zusammensetzt, ist es nicht leicht zu erkennen, ebenso wie der ebenfalls lichtschwache Wassermann im Südwesten. Im Osten kündigt sich schon der Winter mit dem Auftauchen zweier Sternbilder an: dem Fuhrmann und dem Stier.


2. Sternbild des Monats: Pegasus

Pegasus Nach der griechischen Mythologie war Pegasus, das berühmte geflügelte Pferd, ein Kind des Meeresgottes Poseidon und der Medusa. Diese war eine der Gorgonen, die Schlangen anstatt Haare besaß und deren Anblick versteinerte. Die Überlieferungen nach ist Pegasos aus Medusas Nacken entsprungen, als die schreckliche Gorgone von Perseus geköpft wurde. Pegasus lebte am Wohnsitz der Götter und trug für Zeus die Blitze und die Donner. Nur der Held Bellerophontes konnte es mit einem goldenen Zaumzeug zähmen, das ihm die Göttin Athene, schenkte. Bellerophon ritt auf Pegasus als er gegen die Chimäre und die Amazonen kämpfte. Nach dem Tod des Helden kehrte Pegasus zum Berg Olymp zurück, um den Göttern zu dienen. Es wird erzählt, dass zwei Brunnen durch Pegasos Hufschlag entstanden sind: Einer auf dem Gebirge Helikon aus dem alle Dichter trinken um inspiriert zu werden, und ein zweiter in Troizen. Pegasos wurde von Zeus in ein Sternbild verewigt. Seitdem sind im Herbst seine vier hellsten Sterne neben dem Sternbild Andromeda zu sehen.


Bild: Das Pferd Pegasus (Scorza de Appl)


3. Mond und Planeten

Vollmond wird am 13. November, Neumond am 27. Merkur ist in den ersten fünf Tagen des Novembers am Morgenhimmel zu sehen. Venus kehrt nun wieder auf die Himmelsbühne zurück und lässt sich am frühen Abendhimmel beobachten. Mars ist in diesem Jahr nicht mehr am Nahthimmel zu sehen. Der Riesenplanet Jupiter ist im November ein Objekt für die frühen Abendstunden. Saturn ist wieder am Morgenhimmel zu sehen. Uranus bewegt sich rückläufig durch das Sternbild Wassermann. Neptun ist Anfangs des Monats im Sternbild Steinbock vor Mitternacht zu sehen.


4. Sternenschnuppen in November: die Leoniden

Die Leoniden sind, wie die Perseiden, ein Sternschnuppenstrom. Hier handelt es sich um Staubpartikel und Sandkörnchen, die der Komet Temple-Tuttle entlang seiner Bahn verstreut hat. Wenn die Erde auf ihrem jährlichen Weg um die Sonne die Bahn dieser Staubteilchen kreuzt, kollidiert sie mit diesen Teilchen. Dabei verglühen diese als Sternschnuppen in der Atmosphäre. Berechnungen des Astronoms Michael Maslow zufolge kann es in der Nacht von 16. zum 17. November gegen 1:20 MEZ zu einer erhöhten Aktivität der Leoniden kommen. Leider wird die Sichtbarkeit vom abnehmenden Mond etwas gestört.


5. Extrasolarer Planet direkt beobachtet?

Seit der Entdeckung des ersten Exoplaneten im Jahre 1995 läuft ein inoffiziellesWettrennen unter den Astronomen um das erste direkte Bild eines derartigen Objekts. Bisher gelang es nur, planetare Begleiter um leuchtschwache Braune Zwerge abzulichten. Ein Team aus drei Astronomen um David Lafrenière an der University of Toronto meint nun, mit dem Gemini North Telescope auf Hawaii einen Exoplaneten-Kandidaten bei einem sonnenähnlichen Stern fotografiert zu haben. Haben die Forscher das Rennen gewonnen? Lafrenière und seine Kollegen richteten das mit einer adaptiven Optik ausgestattete Acht-Meter-Teleskop auf den Scorpius-Centaurus-Sternhaufen. Dort befindet sich der rund 500 Lichtjahre von uns entfernte Stern 1RXS J160929.1-210524, der nur geringfügig weniger Masse aufweist als die Sonne. Die von Gemini North gewonnenen Infrarotbilder sowie spektroskopische Daten enthüllen in einem Abstand von 330 Astronomischen Einheiten vom Stern (rund 50 Milliarden Kilometer) einen möglichen Planeten. Der sonnenfernste Planet Neptun ist dagegen nur 30 Astronomische Einheiten von unserem Zentralgestirn entfernt. Die spektroskopischen Daten des potenziellen Begleiters weisen auf eine Temperatur von rund 1500 Grad Celsius hin. Aus Computermodellen leiten die Forscher für den Himmelskörper die achtfache Masse sowie den 1,7-fachen Durchmesser von Jupiter ab. Bislang ist allerdings nicht klar, ob er wirklich gravitativ an 1RXS J160929.1-210524 gebunden ist. Alternativ könnte sich der Himmelskörper zufällig in der Nähe des Sterns aufhalten, oder doch ein weiter entferntes Objekt im Hintergrund sein. Ein endgültiger Beweis ihrer Zusammengehörigkeit erfordert weitere Beobachtungen, die noch bis zu zwei Jahre dauern könnten. Erst dann lässt sich eine gemeinsame Bewegung der beiden Objekte mit ausreichender Sicherheit nachweisen.


INFO

Die Astronomieschule e.V. an der Landessternwarte (ZAH) bietet wöchentliche Astronomieworkshops für alle Schulklassen sowie Lehrerberatung für Schulprojekte an. Nähere Information, Anfragen und Anmeldung erfolgen unter www.astronomieschule.org.

Führungen: Die Landessternwarte Heidelberg-Königstuhl bietet regelmäßige Führungen an, bei denen, gutes Wetter vorausgesetzt, Beobachtungen am Fernrohr durchgeführt werden. Näheres unter 06221- 541706 (zwischen 12:00 und 16:00 Uhr) oder unter http://www.lsw.uni-heidelberg.de