Der Sternhimmel im Juni

Dr. Cecilia Scorza de Appl - Landessternwarte (ZAH), Ruprecht-Karls-Universität
und
Tilmann Althaus - Redaktion "Sterne und Weltraum", Max-Planck-Institut für Astronomie Heidelberg



Himmelsüberblick

Am Nachthimmel werden allmählich die ersten Sommersternbilder sichtbar. Das Sommerdreieck mit Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Schwan, ist schon in Osten zu sehen. Das Frühlingsdreieck, bestehend aus Arktur im Bootes, Regulus im Löwe, und Spica in der Jungfrau ist Richtung Westen gerückt. Alle hellen Wintersternbilder sind verschwunden, mit Ausnahme von Kapella (im Fuhrmann) und Castor und Pollux (im Zwillinge), die noch tief in Nordwesten strahlen. Als Erstes fällt in der nun spät einsetzenden Abenddämmerung hoch im Südwesten ein heller, deutlich orangenroter Stern auf. Es ist Arktur, der hellste Stern des Sternbildes Bootes. Der Name Bootes kommt aus dem Griechischen Βοωτης, dass Ochsentreiber oder Rinderhirt bedeutet. Arkturist ein Stern der sich schon seinem letzten Entwicklungsphase nähert. Als Roter Riese klassifiziert ist er der dritthellste Stern an der ganzen Himmelkugel. Seine Entfernung beträgt 36 Lichtjahre (ein Lichtjahr entspricht 10 Billionen km!) und er strahlt 107mal so hell wie unsere Sonne, die er an Größe dreißig Mal übertrifft.


Das Sternbild des Monats: Bootes oder Bärenhüter

Bootes Bei vielen Völkern wurde das Sternbild Bärenhüter oder Bootes mit dem großen Bären in Verbindung gebracht. Der Bärenhüter wird in Begleitung zweier Jagdhunde dargestellt, die den großen und kleinen Bären am Himmel hüten. Nach der griechischen Mythologie war Arktur der Sohn der schönen Nymphe Kallisto und des Zeus, der Vater aller Götter. Hera, Zeus eifersüchtige Gemahlin, sann auf Rache. Nach der Geburt des Kindes spürte sie Kallisto im Wald auf und verwandelte sie in eine große Bärin. Einsam irrte die arme Kallisto von da an in den Wäldern umher. Den wilden Bären schloss sie sich nicht an, weil sie sich vor ihnen fürchtete, aber auch vor den Jägern und ihren Hunden hatte sie große Angst. Am meisten betrübte sie, dass sie nicht mehr für ihren Sohn Arkas sorgen konnte. Zwei Frauen, die den Säugling fanden, nahmen ihn zu sich und zogen ihn auf. Fünfzehn Jahre vergingen und Arktur war inzwischen zu einem kräftigen Jüngling herangewachsen. Als er eines Tages mit seinen beiden Jagdhunden durch den Wald streifte, traf er an einem Brunnen auf die Bärin. Langsam ging Kallisto auf Arktur zu, doch der Jüngling, der nichts von seiner Herkunft ahnte, fürchtete sich vor der Bärin und wollte mit seiner Keule zuschlagen. Voller Mitleid verhinderte Zeus das Unglück und verwandelte Mutter und Sohn als Sternbilder am Himmel.


Sonne, Mond und Planeten

Neumond ist am 12., Vollmond ist am 26. Im Juni halten sich gleich sechs Planeten am Morgenhimmel auf. Merkur ist im Juni nicht zu beobachten. Venus ist weiterhin als strahlend heller Abendstern zu sehen. Mars bewegt sich rückläufig durch das Sternbild Löwe. Jupiters Helligkeit nimmt weiterhin zu ist am Morgenhimmel sichtbar. Saturn bewegt sich langsam rückläufig durch das Sternbild Jungfrau. Uranus lässt sicht ab der Monatsmitte im Sternbild Fische sichten. Neptun kann mit lichtstarker Optik gegen Ende der Nacht tief im Südosten erspähen.


Das warme Herz des Grossen Roten Flecks

Das markanteste Merkmal des größten Planeten unseres Sonnensystems ist neben den Wolkenbändern der Große Rote Fleck (GRF) des Jupiter. Seit mehr als 300 Jahren bekannt, zeigt er sich derzeit als hellroter Wirbel mit dem doppelten Durchmesser unserer Erde. Nun enthüllen Aufnahmen mit dem Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte ESO in Chile und Daten anderer erdgebundener Großteleskope im Infraroten erstmals Details im Inneren des riesigen Sturmwirbels (siehe die Bilder rechts)Lange Zeit rätselten die Astronomen über die Natur des Flecks, der in Größe und Intensität seiner roten Farbe sehr variabel ist, aber nie ganz von Jupiters Antlitz verschwindet. Manche frühen Forscher sahen ihn als Lücke in der Wolkendecke des Gasplaneten, durch die der Blick in tiefere Schichten möglich sei. Andere stellten ihn sich als eine treibende Insel vor, die auf dichteren Gasschichten schwimmt. Erst die Aufnahmen der US-Raumsonden Pioneer 10 und 11 aus den Jahren 1973 und 1974 belegten eindeutig, dass der GRF ein gigantischer Wirbelsturm ist, der unablässig auf niedrigen südlichen Breiten des Planeten tobt. Es gibt noch zahlreiche weitere Sturmwirbel auf Jupiter, aber keiner kann es an Größe mit dem GRF aufnehmen. Frühere Aufnahmen im Infraroten ergaben, dass der Fleck kälter als seine Umgebung ist, die Temperatur im Inneren beträgt rund -160 Grad Celsius. Die neuen Infrarotbilder mit ihrer hohen Auflösung zeigen nun, dass die Temperatur im Zentrum des GRF etwa drei bis vier Grad höher liegt als in anderen Bereichen des Wirbels. Die wärmere Zone fällt zudem mit dem rötesten Bereich des Wirbelsturms zusammen. Der Temperaturunterschied mag niedrig erscheinen, aber er reicht aus, um die Zirkulation im Wirbelsturm, die im Allgemeinen im Gegenuhrzeigersinn erfolgt, im Zentrum in eine schwache Strömung im Uhrzeigersinn umzukehren. Auch in anderen Regionen des Riesenplaneten reichen derart geringe Temperaturdifferenzen aus, die Windgeschwindigkeiten und die Wolkenstrukturen in den Bändern und Zonen zu beeinflussen. Das Forscherteam um Glenn Orton am Jet Propulsion Laboratory der NASA stellte fest, dass sich mit den neuen Daten erstmals eine Verbindung von den Umweltbedingungen wie Temperatur, Druck und chemischer Zusammensetzung mit der tatsächlichen Farbe des GRFs herstellen lässt. Die Forscher betonen, dass sie zwar spekulieren können, aber immer noch nicht wissen, welche Stoffe und chemische Reaktionen für die rote Farbe des Flecks verantwortlich sind. Eine endgültige Abhilfe könnte hier wohl nur eine Eintauchsonde schaffen, die direkt im Großen Roten Fleck in Jupiter eindringt und vor Ort die chemische Zusammensetzung der Gase, Flüssigkeitströpfchen und Schwebstoffe analysiert. Allerdings ist eine derartig aufwändige Raumsondenmission auch in fernerer Zukunft bislang nicht geplant.
Jupiter
Bild: Mit dem Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte ESO entstand ein Infrarotbild des Großen Roten Flecks (GRF) auf Jupiter (oben). Es wurde bei der Wellenlänge 10,3 Mikrometer aufgenommen. Der GRF erscheint bei dieser Wellenlänge dunkel, da er kühler als seine Umgebung ist und somit weniger hell strahlt. Das Bild unten ist eine Aufnahme des Weltraumteleskops Hubble im sichtbaren Licht. Bildnachweis: ESO/NASA/JPL/ESA/L. Fletcher


Info

Astronomieworkshops für die Schule: Die Astronomieschule e.V. am Zentrum für Astronomie der Universität (ZAH) bietet wöchentliche Astronomieworkshops für alle Schulklassen sowie Lehrerberatung für Schulprojekte an. Nähere Information, Anfragen und Anmeldung erfolgen unter www.astronomieschule.org.

Führungen: Die Landessternwarte Heidelberg-Königstuhl bietet regelmäßige Führungen an, bei denen, gutes Wetter vorausgesetzt, Beobachtungen am Fernrohr durchgeführt werden. Näheres unter 06221- 541706 (zwischen 12:00 und 16:00 Uhr) oder unter http://www.lsw.uni-heidelberg.de.