Der Sternhimmel im Februar


Dr. Cecilia Scorza

Haus der Astronomie

und

Janine Fohlmeister

Redaktion „Sterne und Weltraum“,

Max-Planck-Institut für Astronomie Heidelberg



1. Himmelsüberblick

Alle Sternbilder des Wintersechsecks – Fuhrmann, Stier, Orion, Großer Hund, Kleiner Hund und Zwillinge – sind nun gegen 20 Uhr im Süden zu sehen. Im Westen, tief über dem Horizont, strahlen noch die Herbststernbilder Andromeda, Pegasus, die Fische und den Walfisch. Im Südosten ist der Löwe auf der Himmelsbühne erschienen und kündigt den kommenden Frühling an. Hoch am Himmel wandern gerade die Zwillinge, mit ihrem hellsten Sterne Castor und Polux. Das Sternbild Zwillinge liegt nordöstlich des Orions und hat etwa die Form eines langen Rechtecks in Richtung Orion. Seine zwei hellsten Sterne (im Abstand einer ausgestreckten Faust) markieren die Köpfe der Zwillinge. Sie tragen die Namen der beiden mythischen Zwillinge: Der nördlichere Stern heisst Kastor, der südlichere Pollux. Der erste ist ein Stern in 52 Lichtjahren Entfernung (ein Lichtjahr beträgt 10 Billionen Kilometer!). Am Fernrohr zeigt er sich als Doppelsternsystem, die sich in 500 Jahren einmal umkreisen. Pollux ist wie unsere Sonne ein Einzelstern, der bereits am Ende seiner Entwicklung angelangt ist. Der in 34 Lichtjahren Entfernung stehende rote Riese übertrifft den Durchmesser unserer Sonne um das Fünffache und hat eine 32-fache Sonnenleuchtkraft bei einer Oberflächentemperatur von 4200 °C. Seit 2006 ist es bekannt, dass um Pollux einen Exo-Planet kreist. Dieser Exo-Planet hat eine 2.6-fache Jupitermasse, sein Radius beträgt etwa 64.000 Kilometer und er ist ca. 1.64 AE (1 AE ist die Entfernung Sonne-Erde) von Pollux entfernt. Dies entspricht einer ungefähren Marsentfernung in unserem Sonnesystem, wovon sich hieraus eine Umlaufzeit von 590 Tagen ableitet.


2. Sternbild des Monats: Zwillinge

Zwillinge

Einst lebte in Lacedämonien eine wunderschöne Königin Namens Leda. Als sie eines Tages im Fluss badete, wurde Zeus auf sie aufmerksam. Zeus war sofort in sie verliebt. Er verwandelte sich in einen schneeweißen Schwan, schwamm auf die Badende zu und umhüllte sie mit seinem Federkleid. Bald darauf bekam die schöne Königin Zwillinge, die sie Castor und Pollux nannte. Der wahre Vater von Pollux war Zeus und deshalb war dieses Kind unsterblich. Da Castors Vater aber Ledas Gemahl war, war er wie alle Menschen sterblich. Doch wenn man die beiden Brüder spielen sah, glichen sie sich wie ein Ei dem anderen. Auch an Tapferkeit, Mut und Schnelligkeit waren sie einander vollkommen gleich. Als die beiden Brüder älter geworden waren, verliebten sie sich in die Zwillingsschwestern Phöbe und Ilaira. Doch von Kindheit an waren diese Idas und Lykeus zur Heirat versprochen. Natürlich waren die beiden schrecklich eifersüchtig, als Castor und Pollux ihren zukünftigen Ehefrauen schöne Augen machten. Deshalb forderten Idas und Lykeus sie heraus: „Lasst einen Kampf entscheiden, wer von uns die Schwestern heiraten darf!“ Castor und Pollux versteckten sich schnell in einem hohlen Baum, um die wütenden Brüder zu täuschen. Doch oh weh! Idas entdeckte die Brüder sofort in ihrem Versteck und schleuderte mit aller Kraft seinen Speer. Der durchbohrte die Rinde des hohlen Baumes und traf Castor mitten ins Herz. Pollux fing seinen tödlich verwundeten Bruder auf, als dieser zusammenbrach. Schluchzend hielt er den sterbenden Castor in seinen Armen. „Oh Vater Zeus! Wie soll ich ohne meinen Bruder weiterleben? Lass mich mit Castor sterben!“, rief Pollux zu seinem Vater. Tief berührt von der Liebe, die Pollux für seinen Bruder empfand, brachte es Zeus nicht übers Herz, die beiden zu trennen. Deshalb versetzte er sie als Sternenpaar an den Himmel. Von Ende Dezember bis Mitte Mai sind sie dort unter den Unsterblichen sichtbar. Den Rest des Jahres verbringen sie zusammen im Reich der Toten und sind nicht zu sehen (vom Buch „Geschichten, die der Himmel erzählt“, Astaria Verlag).


3. Mond- und Planetenlauf

Neumond ist am 14.2, Vollmond am 28.2. Merkur lässt sich im Februar nicht beobachten, da er sich in diesem Monat zu dicht bei der Sonne aufhält. Venus stand am 11. Januar in oberen Konjunktion zur Sonne und taucht erst im letzten Monatsdritte wieder am Abendhimmel auf. Mars leuchtet zu Monatsbeginn in einem rötlich-gelben Licht. Der Riesenplanet Jupiter tritt in Februar von der Himmelsbühne ab. Saturn bewegt sich rückläufig durch das Sternbild Jungfrau und lässt sich gut beobachten. Uranus und Neptun sind der Sonne noch sehr nah und können nicht beobachtet werden.


4. An der Erde vorbeigeflitzt

Erst 15 Stunden vor seiner nächsten Annäherung an der Erde entdeckten Astronomen einen sieben Meter großen Asteroiden. Der Gesteinsbrocken streifte am 6. November 2009 in einer Entfernung von zwei Erdradien (rund 12 000 Kilometern) an der Erde vorbei. Damit

erreichte der Asteroid mit der Bezeichnung 2009 VA die drittgrößte Annäherung aller bisher bekannten und katalogisierten Asteroiden, die nicht auf die Erde einschlugen. Aufgespürt wurde der winzige Asteroid vom Catalina Sky Survey, der von der University of Arizona betrieben wird. Kurze Zeit später identifizierte ihn auch das Minor Planet Center in Cambridge, Massachusetts, als Objekt, das sich der Erde stark annähert. Das Near-Earth Object Program Office des Jet Propulsion Laboratory in Kalifornien berechnete die Bahn des Himmelskörpers und bestätigte, dass er nicht einschlagen würde. Jedoch hätte ein Einschlag von 2009 VA keine größeren Folgen gehabt, denn beim Atmosphäreneintritt wäre der Himmelskörper mit hoher Wahrscheinlichkeit in großer Höhe über dem Erdboden auseinandergebrochen und seine Überreste wären als harmloser Meteoritenschauer niedergegangen. Am 9. Oktober 2008 passierte der ein Meter große Asteroid 2008 TS26 die Erde in 6150 Kilometer Entfernung. Rund vier Jahre früher, am 31. März 2004, war ein sieben Meter großer Brocken in einem Abstand von 6500 Kilometern an der Erde vorbeigerast. Im Schnitt passieren etwa zwei derartige Miniasteroiden pro Jahr die Erde und ungefähr alle fünf Jahre kommt es zu Einschlägen. Im Oktober 2008 wurde ein vier Meter großer Asteroid mit Direktkurs auf die Erde erst 13 Stunden vor seinem Einschlag entdeckt (siehe SuW 5/2009, S. 18 – 20). Die Bruchstücke des Gesteinsbrockens mit der Bezeichnung 2008 TC3 schlugen in einer menschenleeren Region im nördlichen Sudan in Afrika ein, so dass niemand verletzt wurde. Die Fragmente dieses Asteroiden wurden eingehend untersucht.


INFO

Astronomieworkshops für die Schule: Die Astronomieschule e.V. am Zentrum für Astronomie der Universität (ZAH) bietet wöchentliche Astronomieworkshops für alle Schulklassen sowie Lehrerberatung für Schulprojekte an. Nähere Information, Anfragen und Anmeldung erfolgen unter www.astronomieschule.org.


Führungen: Die Landessternwarte Heidelberg-Königstuhl bietet regelmäßige Führungen an, bei denen, gutes Wetter vorausgesetzt, Beobachtungen am Fernrohr durchgeführt werden. Näheres unter 06221- 541706 (zwischen 12:00 und 16:00 Uhr) oder unter http://www.lsw.uni-heidelberg.de